Melanie Sterba

von Mechthild Heuser

Sie fährt einen ausgemusterten Land Rover, Baujahr 1974, mit dem das Militär früher Haubitzen in Stellung brachte. Die junge Zürcherin transportiert damit Steinblöcke, bis zu 1,2 Tonnen schwer. Manche kommen aus der Sahara. Immer wieder zieht es sie dorthin. Ihr Atelier ist in Bassersdorf in einer alten Schmiede. Seit fast zehn Jahren arbeitet sie dort als Steinbildhauerin. Gelernt habe sie bei «einem alten Meister mit grauem Rauschebart». Er möchte anonym bleiben. Melanie Sterba (*1994) nicht. Sie will den Kunstmarkt erobern.

Zum Auftakt zeigt sie bei Nicola von Senger eine Skulpturengruppe aus Carrara-Marmor. Diese würde zeitlos wirken, hätte sie nicht einen Teil des weissen Marmors mit schwarzer Acrylfarbe versiegelt. Strahlend weiss bleibt nur das als Relief aus dem Steinblock gehauene Motiv in der Frontalansicht. Die klassischen Themen von Cupido bis David erscheinen im schwarzen Trauerflor, und man betrachtet sie wie durch ein Schlüsselloch. So, als würde man einen Blick in das Innerste des Steins erhaschen, der die Figuren nur ausschnitthaft freigibt. Sie sind handwerklich perfekt ausgeführt, so etwa der Feinschliff der Pupillen im Augapfel, die den Gesichtern durch ein raffiniertes Licht-Schatten-Spiel Leben einhauchen.